Immer öfter melden Gemeinden: „Leitungswasser bitte abkochen!“ Wer die Warnung ignoriert – oder das Wasser nur lauwarm werden lässt – riskiert Magen-Darm-Infektionen. Hier erfährst du, warum Abkochen hilft, wie lange das Wasser wirklich sprudeln muss und welche Keime besonders zäh sind.
Warum sollte man Wasser abkochen?
- Keime im Netz: Rohrbrüche, Bauarbeiten oder starker Regen spülen Bakterien und Parasiten in die Leitungen.
- Schnelle Sofortmaßnahme: Hitze tötet Erreger zuverlässig ab; Topf und Herd hat jeder zu Hause.
- Keine Chemie nötig: Im Gegensatz zu Desinfektionstabletten oder Chlor bleibt der Geschmack weitgehend neutral.
Was passiert beim Kochen?
Ab 100 °C denaturiert die Hitze Eiweiße und zerstört Schutzhüllen von Bakterien, Viren und Parasiten. Schon bei 70 °C sterben die meisten Keime innerhalb weniger Sekunden – das sprudelnde Kochen schafft also einen großen Sicherheitsabstand.
Diese Keime werden zuverlässig abgetötet
Erreger | Kurze Info |
---|---|
E. coli | Typischer Fäkalkeim, Hauptgrund für Abkochwarnungen |
Campylobacter | Häufigster bakterieller Durchfallerreger |
Salmonellen | Verunreinigtes Oberflächenwasser, führt zu Fieber |
Noroviren / Hepatitis A | Hohe Ansteckungsgefahr schon bei wenigen Partikeln |
Giardia / Cryptosporidium | Parasiten aus Wildtier- oder Abwasser |
Alle genannten Erreger werden durch 1–3 Minuten sprudelndes Kochen sicher deaktiviert.
Wie lange muss das Wasser kochen?
Lage | Empfehlung |
---|---|
Bis 1 000 m (z. B. Hamburg, Wien, Zürich) | 1 Minute stark sprudelnd kochen |
Über 1 000 m (Alpen, Schwarzwald) | 3 Minuten sprudelnd kochen |
Bei amtlicher Warnung | Immer die Vorgabe der Behörde befolgen (meist 1–5 Minuten) |
Die Uhr läuft erst, wenn das Wasser kräftig blubbert.
Hartnäckige Ausnahmen
- Sporenbildner wie Clostridium botulinum überstehen normales Kochen. Sie lassen sich erst bei über 121 °C in einem Dampfdrucktopf abtöten. Das Gift selbst wird jedoch nach etwa zehn Minuten Kochen zerstört.
- Monochloramine (Chlor + Ammoniak) bleiben im Wasser, weil sie hitzestabil sind.
Entfernt Abkochen auch Chlor?
Freies Chlor verflüchtigt sich größtenteils in wenigen Minuten. Hartnäckige Chlorverbindungen, Schwermetalle und Rückstände von Pestiziden bleiben allerdings erhalten. Bei starkem Chlorgeruch oder chemischer Belastung hilft nur ein Aktivkohlefilter oder abgepacktes Wasser.
Schritt-für-Schritt-Anleitung
- Trübes Wasser durch sauberes Tuch oder Kaffeefilter gießen.
- Sauberen Topf füllen und Deckel auflegen (spart Energie).
- Auf volle Hitze stellen, bis große Blasen sprudeln.
- Ab jetzt 1–3 Minuten kochen lassen, gelegentlich umrühren.
- Vom Herd nehmen, abgedeckt abkühlen lassen.
- In saubere Flaschen füllen, kühl lagern und innerhalb von 24 Stunden verbrauchen.
Schnelle Checkliste
- Blubbern = sicher
- 1 Minute im Flachland, 3 Minuten im Gebirge
- Tötet Bakterien, Viren, Parasiten
- Gegen Schwermetalle und hartnäckige Chlorverbindungen hilft Abkochen nicht
Fazit
Abkochen ist die einfachste Notfall-Methode für keimfreies Trinkwasser. Wer das Wasser wirklich sprudelnd kocht und die Zeit einhält, macht es nahezu frei von Krankheitserregern. Bei chemischer Belastung sind jedoch zusätzliche Filter oder Flaschenwasser die bessere Wahl. Bleib gesund – im Zweifel: lieber den Topf auf den Herd!
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